Ich begreife übrigens jetzt gut, daß man ganz innen in der
ieftasche die Beschreibung einer Sterbestunde bei sich trägt
durch alle die Jahre. Es müßte nicht einmal eine besonders
gesuchte sein; sie haben alle etwas fast Seltenes. Kann man sich zum
Beispiel nicht jemanden vorstellen, der sich abschreibt, wie Felix
Arvers gestorben ist. Es war im Hospital. Er starb auf eine sanfte und
gelassene Weise, und die Nonne meinte vielleicht, daß er damit
schon weiter sei, als er in Wirklichkeit war. Sie rief ganz laut
irgend eine
Weisung hinaus, wo das und das zu finden wäre. Es war eine
ziemlich ungebildete Nonne; sie hatte das Wort Korridor, das im
Augenblick nicht zu vermeiden war, nie geschrieben gesehen; so konnte
es geschehen, daß sie >Kollidor< sagte in der Meinung, es
hieße so. Da schob Arvers das Sterben hinaus. Es schien ihm
nötig, dieses erst aufzuklären. Er wurde ganz klar und
setzte ihr auseinander, daß es >Korridor<
hieße. Dann starb er. Er war ein Dichter und haßte das
Ungefähre; oder vielleicht war es ihm nur um die Wahrheit zu tun;
oder es störte ihn, als letzten Eindruck mitzunehmen, daß
die Welt so nachlässig weiterginge. Das wird nicht mehr zu
entscheiden sein. Nur soll man nicht glauben, daß es Pedanterie
war. Sonst träfe derselbe Vorwurf den heiligen Jean de Dieu, der
in seinem Sterben aufsprang und gerade noch zurechtkam, im Garten den
eben Erhängten abzuschneiden, von dem auf wunderbare Art Kunde in
die verschlossene Spannung seiner Agonie gedrungen war. Auch ihm war
es nur um die Wahrheit zu tun.
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