Ich unterschätze es nicht. Ich weiß, es gehört Mut
dazu. Aber nehmen wir für einen Augenblick an, es hätte ihn
einer, diesen Courage de luxe, ihnen nachzugehen, um dann für
immer (denn wer könnte das wieder vergessen oder verwechseln?) zu
wissen, wo sie hernach hineinkriechen
und was sie den vielen übrigen Tag beginnen und ob sie schlafen
bei Nacht. Dies ganz besonders wäre festzustellen:
ob sie schlafen. Aber mit dem Mut ist es noch nicht getan. Denn sie
kommen und gehen nicht wie die übrigen Leute, denen zu folgen
eine Kleinigkeit wäre. Sie sind da und wieder fort, hingestellt
und weggenommen wie Bleisoldaten. Es sind ein wenig abgelegene
Stellen, wo man sie findet, aber durchaus nicht versteckte. Die
Büsche treten zurück, der Weg wendet sich ein wenig um den
Rasenplatz herum: da stehen sie und haben eine Menge durchsichtigen
Raumes um sich, als ob sie unter einem Glassturz stünden. Du
könntest sie für nachdenkliche Spaziergänger halten,
diese unscheinbaren Männer von kleiner, in jeder Beziehung
bescheidener Gestalt. Aber du irrst. Siehst du die linke Hand, wie sie
nach etwas greift in der schiefen Tasche des alten Überziehers;
wie sie es findet und herausholt und den kleinen Gegenstand linkisch
und auffällig in die Luft hält? Es dauert keine Minute, so
sind zwei, drei Vögel da, Spatzen, die neugierig
heranhüpfen. Und wenn es dem Manne gelingt, ihrer sehr genauen
Auffassung von Unbeweglichkeit zu entsprechen, so ist kein Grund,
warum sie nicht noch näher kommen sollen. Und schließlich
steigt der erste und schwirrt eine Weile nervös in der Höhe
jener Hand, die (weiß Gott) ein kleines Stück abgenutzten
süßen Brotes mit anspruchslosen, ausdrücklich
verzichtenden Fingern hinbietet. Und je mehr Menschen sich um ihn
sammeln, in entsprechendem Abstand natürlich, desto weniger hat
er mit ihnen gemein. Wie ein Leuchter steht er da, der ausbrennt, und
leuchtet mit dem Rest von Docht und ist ganz warm davon und hat sich
nie gerührt. Und wie er lockt, wie er anlockt, das können
die vielen, kleinen, dummen Vögel gar nicht beurteilen. Wenn die
Zuschauer nicht wären und man ließe ihn lange genug
dastehen, ich bin sicher, daß auf einmal ein Engel käme und
überwände sich und äße den alten,
süßlichen Bissen aus der verkümmerten
Hand. Dem sind nun, wie immer, die Leute im Wege. Sie sorgen
dafür, daß nur Vögel kommen; sie finden das reichlich,
und sie behaupten, er erwarte sich nichts anderes. Was sollte
sie auch erwarten, diese alte, verregnete Puppe, die ein wenig
schräg in der Erde steckt wie die Schiffsfiguren in den kleinen
Gärten zuhause; kommt auch bei ihr diese Haltung davon her,
daß sie einmal irgendwo vorne gestanden hat auf ihrem Leben, wo
die Bewegung am größten ist? Ist sie nun so verwaschen,
weil sie einmal bunt war? Willst du sie fragen?
Nur die Frauen frag nichts, wenn du eine füttern siehst. Denen
könnte man sogar folgen; sie tun es so im Vorbeigehen; es
wäre ein Leichtes. Aber laß sie. Sie wissen nicht, wie es
kam. Sie haben auf einmal eine Menge Brot in ihrem Handsack, und sie
halten große Stücke hinaus aus ihrer dünnen Mantille,
Stücke, die ein bißchen gekaut sind und feucht. Das tut
ihnen wohl, daß ihr Speichel ein wenig in die Welt kommt,
daß die kleinen Vögel mit diesem Beigeschmack
herumfliegen, wenn sie ihn natürlich auch gleich wieder
vergessen. |