Fortgehn



Plötzliches Fortgehn; Draußensein im Grauen
mit Augen, eingeschmolzen, heiß und weich,
und nun in das was ist hinauszuschauen - :

O nein, das alles ist ja ein Vergleich.

Der Strom ist so, damit er dich bedeute,
und diese Stadt stand auf weil du erschienst;
die Brücken gehn mit Anstand der dich freute
gelassen her und hin in deinem Dienst.

Und weil das alles ausgedacht ist nur:
dich zu bedeuten - : ist es wie die Erde;
die Gärten stehn in dunkelnder Gebärde,
die Fernen sind voll deutsamer Figur -.

Und doch trotzdem, nun kommt es trotzdem wieder:
der Schmerz, der Schmerz des ersten Augenblicks.
Noch war es da - : auf einmal ging es nieder
oder flog auf oder war aus wie Lieder - :
das war so voll unsäglichen Geschicks -.

Wie wenn...
                  (bin ichs zu sagen denn imstande?)
Sieh: diese Augen lagen da: Gewande,
ein Angesicht, ein Glanz ging in sie ein
als wären sie --- ja was ? --:
                                          der Canal Grande
in seiner großen Zeit und vor dem Brande -
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und plötzlich hört Venedig auf zu sein.


Aus: Die Gedichte 1906-1910 (zuerst veröffentlicht: Paris, Juni 1906)