Tageslichtprojektor


«...so wenig ich sonst die Eifersucht kenne, gegen eine solche Mitwirkung würde ich, glaub ich, derartige Empfindungen entwickeln...»

Aus einem Brief von Georg Reinhart an Rilke (27. September 1920):

Über das Vortragsprojekt für den Kunstverein werde ich wohl noch von Ihnen hören. Es mag Sie interessieren, daß wir im Kunstverein nun ein sog. Epidiascop besitzen: einen Projectionsapparat mit dem sich auch ohne Diapositive alle Arten von Originalgraphik, selbst aus Büchern, ja ganze kleinere Oelbilder in Farben projicieren lassen. Vielleicht könnte dieser Apparat auch für Ihren Vortrag in Frage kommen?

Aus der Antwort von Rilke an Georg Reinhart (2. Oktober 1920):

Der Projektions-Apparat, so vollkommen er auch sei, würde für mich nicht in Betracht stehen; so wenig ich sonst die Eifersucht kenne, gegen eine solche Mitwirkung würde ich, glaub ich, derartige Empfindungen entwickeln. Selbst wo ich von Erscheinungen der bildenden Künste spreche (ja da erst recht) ginge jedesmal meine Ambition dahin, mein Wort soweit zu steigern, daß es die innere Imagination der Zuhörer zu beweglichen Vorstellungen anhalte: einen aber einmal so bewegten Menschen müßte man nur stören, wollte man ihm (seine Einbildung unterbrechend) Wendung und Anschauung nach außen zumuthen, über welcher Umschaltung sofort die Produktivität der Einfühlung in ein sachliches Corrigiert-werden und bloßes Konstatieren überginge. Kunsthistoriker mögen und müssen natürlich anders denken.